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Vortrag zu Traumabewältigung

Wenn das Verhalten der Kinder Rätsel aufgibt

Pflege- und Adioptiveltern informieren sich über Traumata

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Ein sehr interessanter Vortrag ztum Thema

Dass Pflegeeltern einen wichtigen Job machen ist sicherlich eine Aussage, die die breite Bevölkerung mitträgt. Dass das vielleicht nicht immer einfach ist, dem wird auch noch oft zugestimmt. Wie schwer es aber sein kann, das ist von Außenstehenden gar nicht immer zu erfassen.

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Teils verzweifeln auch Pflegeeltern an ihnen unerklärlichen Verhaltensweise und in der Öffentlichkeit werden die Kinder dann schnell als „unerzogen“ abgestempelt, im schlimmsten Fall als „gewalttätig“, manchmal mögen sogar Vorwürfe kommen, man hätte die Kinder „nicht im Griff“.

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Auch Pflegeeltern zweifeln manchmal wenn alle Liebe doch nicht reicht und es schwerfällt, zu verstehen, warum das Kind so reagiert wie es das gerade tut. Dass Pflegekinder fast immer einen Rucksack mitbringen, das ist den Pflegeeltern natürlich bekannt. Das ist das Päckchen, das die Kinder nur scheibchenweise auspacken, manchmal aber auch mit voller Wucht und nach langer Zeit.

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Dass diesen „Problemen“ oft ein Trauma zugrundeliegt ist auch bekannt. Aber was bedeutet Trauma eigentlich? Können Kinder auch schon im Mutterleib oder als Babys traumatisiert werden? Was macht ein Trauma mit den Kindern? All das sind Fragen, die beim diesjährigen Pflegeelternseminar Anfang Oktober besprochen wurden. Jedes Jahr organisiert einer der drei Pflegeelternverein des Kreises ein solches Seminar – in diesem Jahr war der Wernigeröder Pflegeelternverein an der Reihe.

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Dozentin war die Verhaltenstherapeutin Helga Jürries. In einem interessanten Seminar führte sie rund 30 Pflegeeltern aus allen drei Harzer Vereinen, potentielle Pflegeeltern sowie interessierte Lehrer und Erzieherinnen durch das Thema. Körperlicher, sexueller und seelischer Missbrauch, Misshandlungen, Verwahrlosung und Vernachlässigung, Erleben häuslicher Gewalt, Drogen- und Alkoholmissbrauch – die Liste dessen, was Traumata auslöst, ist lang. Gerade in den ersten 5 Lebensjahren sind die Kinder von ihren primären Bezugspersonen, meistens der Mutter, vollumfänglich abhängig. In den ersten 18 Monaten werden wichtige Grundlagen gelegt und Übergriffe oder auch Verwahrlosung bzw. Vernachlässigung in diesem Alter können schwere Folgen für den Rest des Lebens haben.

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Vielen Fällen ist die Dozentin im Laufe ihres Berufslebens begegnet. Und anhand solcher Beispiele – natürlich anonymisiert –  haben die Teilnehmer des Seminars viel Neues und Interessantes erfahren. So wurden bei traumatisierten Kindern tatsächlich Änderungen der Gehirnchemie nachgewiesen. Beispielsweise ist der Teil des Gehirns, der für die Entstehung von Angstgefühlen zuständig ist, vergrößert. Die „Erstarren- oder Flüchten-Reaktion“ ist bei Kindern mit Traumata stärker ausgeprägt und Trigger beschwören oft Traumata wieder herauf.

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Was die meisten Teilnehmer mitgenommen haben: oft können „unsere“ Kinder nicht anders reagieren als sie es eben tun, einfach aufgrund des Erlebten. Nicht alle Reaktionen werden im Laufe des Lebens verschwinden, mit manchen müssen alle lernen zu leben. Das Entscheidende aber ist: die Kinder haben keine „Schuld“, sie provozieren nicht und sie sind nicht schlecht erzogen. Umso wichtiger ist es, dass sich neben den Pflegeeltern auch Lehrer und Erzieher mit der Problematik beschäftigen, um dann gemeinsam mit den Pflegeeltern die traumatisierten Kinder mit viel Verständnis zu betreuen.

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Das Seminar konnte auch mit Unterstützung von Spendengeldern der Peter Jensen Stiftung finanziert werden, der der Wernigeröder Adoptiv- und Pflegeelternverein hiermit ein herzliches Dankeschön ausspricht.

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Wer Interesse hat sich mit dem Verein näher zu befassen oder vielleicht sogar selber mit dem Gedanken spielt, ein Pflegekind aufzunehmen, ist recht herzlich eingeladen sich auf der Internetseite www.pflege-und-adoptivelternverein.de zu informieren oder per E-Mail an heine.wernigerode@t-online.de zu wenden.

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Grit Kamann